Sonntag, 7. Februar 2016

Schule und Unachtsamkeit

Der Aufmerksamkeitsverlust- Wie wir dazu dressiert werden nicht aufzupassen !

Wie oft mussten meine Mitschüler und ich und die Sätze :,,Wenn du mal richtig aufgepasst hättest wüsstest du die Antwort jetzt“, und :,,Pass doch mal auf“, anhören. Ständig wird uns vor Augen geführt wie unachtsam und unkonzentriert wir doch sein und, dass wir so niemals etwas lernen werden. Doch woran liegt das ? Ist die ganze Schuld bei uns Schülern ? Will man uns weiß machen, dass wir unachtsam geboren wurden ? Ist es vielleicht nicht genau das Gegenteil und man hat uns beigebracht unachtsam und unkonzentriert zu sein ? Wo liegt hier die wahre Ursache und was versucht man uns nur für die Wahrheit zu verkaufen, was nichts anderes ist als eine Scheinwelt ?

 Wenn man uns unsere Gesellschaft anguckt merkt man schnell wie viele Ablenkungen auf einen lauern. Ich kann nicht beruhigt ist die kölner Innenstadt fahren, ohne von zisch tausend Reizen überflutet zu werden, man sieht überall Werbung, Geschäfte, Angebote, Flyer, Restaurants, Kiosks u.s.w., überall will jemand etwas von einem, und zwar Profit für sich selber ! Wir können heutzutage nicht mal mit gute Gewissen in den Supermarkt gehen, da wir mittlerweile wissen, dass die Gänge und Plätze der Ware gekonnt manipuliert wurden, um uns Kunden für noch mehr Konsum anzuregen. Wir werden sozusagen zu Sklaven erzogen, die nur lernen mit bestimmten Reaktion auf Reize zu reagieren.

 Wie sieht es aber mit der Schule aus ? Sind wir Schüler auf dieser Reizüberflutung ausgesetzt ? Ich würde als Schülerin behaupten, aufjedenfall ! Allein die 45 Min. Takte brechen immer wieder unsere Arbeit ab und rauben uns Konzentration und Aufmerksamkeit. Warum darf jemand, der ganz oben in der Hierarchie entscheiden, wann ich etwas zu beenden habe, obwohl ich möglicherweise noch daran arbeiten möchte ? Wer nimmt sich da mal wieder das Recht raus unsere Autonomie zu übernehmen ? Wenn ich an etwas Freude und Spaß habe möchte ich selbst entscheiden wann ich das schöpferischen Tun beenden will, denn diesen Zustand bezeichnet man auch als den ,,Flow“, wo auf einmal Zeit irrelevant wird und man sozusagen Freude am Prozess hat, warum soll dann Zeit in so einem Zustand, wo er so irrelevant ist, in mein Tun eingreifen ? 

Neben dem 45 Min. Takt gibt es auch ständige Unterbrechungen von dem Lehrer, er will zwischendurch was ankündigen, bemerken oder etwas hinzufügen, und unterbricht diesen Flow. Wieder einmal werden wir aus dem Geschehen gerissen, etwas mit Freude und Lust tun zu können, und uns wird gezeigt, dass wir keine Konzentration aufbringen können. Kann es auch einfach daran liegen, dass keine Konzentration und Aufmerksamkeit gewollt ist in diesem System, die Freude und Lust bescheren ? Kann es sein, dass wir absichtlich dazu dressiert werden ? Will man uns da mal wieder eine Scheinwelt vorhalten ? 

Der Erziehungswissenschaftler Malte Brinkmann (49) gab auch an, dass Schüler so unaufmerksam lernen ! Für ihn gehören Fragen von Schülerseite aus , wie auch Ruhe, Zeit und Muße zu den wichtigsten Eigenschaften für einen guten Unterricht. Wie will man, aber das alles reinbringen in ein System, was nur auf vorgefertigten Antworten und Beschleunigung aus ist ? Wie sollen wir Schüler Zeit, Ruhe und Muße aufbringen, wenn wir die ganze Zeit gehetzt werden und uns immer wieder auf Prüfungen und Abfragen vorbereiten sollen ? Wie sollen wir mit Muße lernen, wenn wir uns in der Schule sozusagen mit Stress infizieren ? Ruhe, Zeit und Muße sind dennoch auch aus meiner eigenen persönlichen Erfahrungen die besten Mittel, um konzentriert und aufmerksam zu arbeiten, wenn meine Aufmerksamkeit nicht ständig auf andere Dinge zerstreut wird, kann ich mich erst auf eine Sache für längere Zeit konzentrieren und wahrhaftig produktiv arbeiten.

 Länder wie Finnland zeigen uns wie mehr Zeit in Gemeinschaft und ohne Konkurrenzkampf mehr hergeben kann, nach Studien braucht nämlich jedes fünfte Kind in Deutschland Nachhilfe und jedes fünfzigste in Finnland ! Wie viele zerstreute und unaufmerksame Kinder brauchen wir noch, bis wir verstehen, dass Beschleunigung nicht Zeitgewinn bringt, sondern nur permanente Zeitnot ?

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